Nachhaltig Zähne putzen - so geht's!
Erinnerst du dich noch an deine erste Zahnbürste? Sicherlich war sie klein, bunt und vielleicht sogar mit Tiermotiven. Leider erinnert sich unsere Umwelt auch noch an deine erste Zahnbürste. Denn herkömmliche Plastikzahnbürsten benötigen rund 500 Jahre um zu verrotten. 500 Jahre für eine Zahnbürste, die wir ungefähr drei Monate unseres Lebens benutzen. Zu einer Zahnbürste kommen dann noch in Plastik verpackte Zahnpasta, Mundwasser aus Plastikflaschen und viele Meter Zahnseide dazu. Eine Menge Müll, die da in einem Leben anfällt - und das nur für die Zahnpflege.
Doch Zähneputzen geht zum Glück auch nachhaltig - dank zahlreicher Alternativen!
Bye bye Plastikzahnbürste!
Ein erster offensichtlicher Schritt das Zähneputzen nachhaltiger zu gestaltet ist auf die Plastikzahnbürste zu verzichten und zu einer Zahnbürste aus Holz, z.B Buchenholz oder Bambus zu wechseln. Hier gibt es mittlerweile viele verschiedene Anbieter wie Alverde bei DM oder Hydrophil.
Die Borsten dieser Zahnbürsten bestehen aber trotzdem meist aus Bio-Nylon, heißt diese Zahnbürsten sind nicht zu 100% plastikfrei.
Wer vollkommen auf Plastik bei der Zahnbürste verzichten möchte, sollte nach einer Zahnbürste aus Holz oder Bambus mit Schweineborsten suchen.
Diese sind zu 100% biologisch abbaubar, aber nicht vegan. Vegan wird die Zahnbürste dann, wenn Borsten aus Nylon verwendet werden. Diese müssen allerdings vor dem Wegwerfen der Zahnbürste vom Holzgriff getrennt und separat entsorgt werden. Momentan steht man also meistens vor der Entscheidung: plastikfrei oder vegan. Aber im Vergleich zu einer herkömmlichen Zahnbürste sind beide Alternativen schon deutlich nachhaltiger.
Die ganz Neugierigen und Mutigen können sich auch mit sogenanntem Miswak-Holz die Zähne putzen. Das Miswak-Holz war und ist besonders im arabischen Raum als Alternative und Vorgänger zur Zahnbürste bekannt und zu 100% biologisch abbaubar. Das Holz stammt aus den Zweigen des sogenannten Zahnbürstenbaumes (Salvadora persica) und enthält natürliche zahnpflegende Stoffe wie zahnschmelzhärtendes Fluorid, schmutzlösende Saponine und antibakterielle Flavonoide.
So funktioniert das Zähneputzen mit dem Miswak Holz
Wenn man das Miswak-Holz als Zahnbürste verwenden möchte, wird das Holz zuerst für einige Minuten in Wasser eingeweicht. Dann entfernt man mit einem Messer oder den Zähnen ein Stück der Rinde und kaut solange auf dem Ende des Zweigs herum, bis sich das Holz zu eine Art Zahnputzborsten ausgefasert hat. Fertig ist die natürliche Zahnbürste, mit der jetzt geputzt werden kann!
Nach dem Putzen sollte das Miswak-Holz dann an der Luft gut durchtrocknen
dürfen. Eine kurze Rücksprache mit dem Zahnarzt ist jedoch sinnvoll, bevor man die gesamte Zahnpflege auf die Nutzung des Miswak-Holz umstellt.
Zahnpasta - 2 nachhaltige Alternativen
Oft folgt der plastikreduzierten Zahnbürste der Wunsch nach nachhaltiger und plastikfreier Zahnpasta. Diese ist leider nicht so einfach zu finden wie die Holzzahnbürsten, die mittlerweile in großen Drogeriemärkten ganz selbstverständlich neben ihren Verwandten aus Plastik hängen. Doch es ist auf keinen Fall unmöglich!
- Eine erste Alternative ist Zahnpasta aus dem Glas zB. von der Marke Ben&Anna. Die Zahnpasta wird mit einem kleinen Spatel aus dem Glas entnommen und auf den Bürstenkopf gegeben. Dann kann wie gewohnt geputzt werden - ganz einfach!
- Neben Zahnpasta im Glas gibt es auch sogenannte Zahnputz Tabs. Diese Zahnputztabletten, die es in den meisten Unverpackt Läden oder bei der Marke Hydrophil gibt, werden einfach in den Mund genommen und zwischen die Zähne zerkaut, bis ein leichter Schaum entsteht. Mit der angefeuchteten Zahnbürste wird dann wie gewohnt geputzt. Die Zahnputztabletten sind besonders für Reisen der ideale Begleiter, da sie im Gegensatz zu herkömmlicher Zahnpasta in Tuben zu 100% nicht auslaufen können. Außerdem sind sie sehr leicht, einfach in der Anwendung und man kann genau so viele Tabletten mitnehmen, wie es für die Reise notwendig ist.
Und für alle DIY-Fans: Zahnpasta kann man auch ganz einfach selber machen
Du brauchst:
- 4-5 EL Kokos-Öl aus biologischem Anbau
- 2-3 EL Natronpulver
Anleitung
1. Zunächst erwärmst du das Kokos-Öl im Wasserbad. Im Sommer ab 25 °C kannst du dir diesen Schritt sparen, da das Kokos-Öl dann ohnehin schon flüssig ist.
2. Sobald das Öl flüssig ist, rührst du 2-3 EL Natron dazu.
3. Nun kannst du deine fertige Zahncreme in ein steriles Gefäß füllen und erkalten lassen.
4. Fertig ist deine selbstgemachte Zahncreme!
Zahnseide aus echter Seide
Natürlich gibt es auch zur Zahnseide eine plastikfreie Alternative. Die Firma Vömel verkauft beispielsweise Zahnseide aus - wer hätte es gedacht - echter Seide, die mit Bienenwachs überzogen ist. Die Zahnseide ist damit natürlich nicht vegan, kommt aber in einem nachhaltigen Glasflakon mit Metalldeckel daher. Eine vegane Alternative bietet zum Beispiel Original Unverpackt, dort bekommst du Zahnseide aus Mais und Candelillawachs. Um die Zahnseide abzureißen, gibt es wie bei herkömmlicher Zahnseide in Plastik ein Metallplättchen im Deckel. Wenn die Zahnseide mal leer ist, gibt es die Nachfüllpacks ebenfalls umweltfreundlich in der Papiertüte nachzukaufen.
Ölziehen als Ergänzung zur Zahnpflege
Die ayurvedische Lehre benutzt seit Jahrtausenden Öle für verschieden Anwendungen am und im Körper. Aus dieser Lehre kommt auch die Anwendung des Ölziehens, dem eine positive Wirkung auf Zahn- und Zahnfleisch nachgesagt wird.
So funktioniert's
- Beim Ölziehen wird am Morgen auf leeren Magen ein Esslöffel Öl, meistens Kokosöl, in den Mund genommen und im Mund hin und her bewegt und durch die Zähne „gezogen“ - ein bisschen wie die Anwendung von Mundspülung.
- Allerdings sollte das Ölziehen, anders als bei der Mundspülung, mindestens 20 Minuten andauern. Diese Zeit benötigt das Öl um alle Bereiche des Munds und der Zähne zu erreichen und die dort versteckten Bakterien auszuspülen.
- Nach 20 Minuten wird das Öl in ein Tuch ausgespuckt und im Restmüll entsorgt und darf auf keinen Fall geschluckt werden. Und nicht wundern - das Öl hat nach 20 Minuten eine weißliche Farbe angenommen.
- Danach den Mund mit warmen Wasser ausspülen und wie gewohnt Zähneputzen.
Neben dem entgiftenden Effekt soll Ölziehen auch gegen Zahnfleischbluten, Mundgeruch, Zahnbelag und Karies helfen und soll die Zähne wieder weißer werden lassen.
Zahnpflege geht auch nachhaltig
Es ist also gar nicht so schwer, die eigene Zahnpflege ein wenig nachhaltiger zu gestalten. Mit Holzzahnbürste, Zahnputztabletten und Co. lässt sich die Menge an Plastik im eigenen Badezimmer deutlich reduzieren.
Die Umwelt und dein Körper werden es dir danken!
Gastbloggerin Anna von „Grün wie Gras“ ist unsere Expertin für das Thema Nachhaltigkeit. Für uns schreibt sie regelmäßig über Inhalte, die ihr wichtig sind: Naturkosmetik, Zero Waste und ein bewusster Lifestyle.